Ein Plädoyer für mehr Streit
Sie ist weiblich. Sie ist jung. Sie ist Mutter von Drillingen. Juristische Vorbilder in der Familie gab es keine. All das hielt Dr. Julia Grothaus, Dispute-Partnerin bei Linklaters in Frankfurt, nicht von einer Karriere in der Großkanzlei ab.
Dr. Julia Grothaus (39)
Linklaters
Aufgewachsen in: Melle bei Osnabrück
Erste berufliche Station: Linklaters
Anwältin wollte die 39-Jährige allerdings schon immer werden, jedenfalls soweit sie sich zurückerinnern kann. Als sie am Arbitration Moot Court in Köln teilnahm – einem simulierten Schiedsverfahren für Studierende – knüpfte Grothaus ihre ersten Kontakte mit Großkanzleien. 2011 startete sie als Associate im Frankfurter Büro von Linklaters. Vier Jahre später stieg sie zur Managing Associate auf, 2020 wurde sie zur Partnerin ernannt. Bei ihrer Partnerernennung waren ihre Kinder gerade einmal drei Jahre alt.
Ohne Unterstützung hätte der Sprung in die Partnerschaft kaum geklappt.
Drei Kindergartenkinder, Partnerschaft und zusätzliche Verpflichtungen in verschiedenen Gremien einer Großkanzlei – seit Kurzem ist sie Mitglied des German Executive Teams, dem deutschen Führungsgremium von Linklaters –, all das lässt sich nur mit einer ausgeklügelten Organisation stemmen. Ihr Mann arbeitet in Teilzeit, zusätzlich greift ein Babysitter unter die Arme. Trotzdem legt sie Wert darauf, am Familienleben teilzunehmen. Daher verlässt sie so oft wie möglich rechtzeitig das Büro, um mit ihrer Familie gemeinsam zu Abend zu essen.
Erst Familie, dann weiterarbeiten
Sobald die Kinder dann in ihren Betten liegen, klemmt sie sich wieder hinter ihren Schreibtisch. Viel Zeit für ein sonstiges Privatleben bleibt da natürlich nicht. „Aber das sind die Einschränkungen, die natürlich nicht ausbleiben, wenn man beruflich das macht, was einem Freude bereitet, und gleichzeitig drei wundervolle Kinder großzieht“, meint die Prozessanwältin. In ihrem Job streitet sie für Mandanten sowohl vor Schiedsgerichten als auch vor staatlichen Gerichten, besonders gern in Kartellschadensersatz- und Post-M&A-Fällen. Grothaus betont: „Ich finde es sehr positiv zu beobachten, dass es immer mehr Frauen gibt, die sich gerne streiten.“
In ihrer neuen Funktion als Mitglied des deutschen Linklaters-Führungsteams soll sie die Interessen der jungen Partner und Partnerinnen vertreten. Dies sei nicht als Generationenkampf zu verstehen, unterstreicht sie. Sie wolle vielmehr Trends im Rechtsmarkt erkennen, um Impulse aus einem frischen Blickwinkel zu setzen. Im Moment sind Themen rund um ESG brandaktuell. Darüber hinaus setzt sie sich in zwei weiteren Gremien der Kanzlei dafür ein, dass Umweltschutzziele erreicht und die Entwicklung von Legal Tech vorangetrieben werden.
Zwei Fragen an Julia Grothaus:

Wenn Sie eine berühmte Persönlichkeit – egal ob lebendig oder tot – treffen dürften: Wer wäre es und warum?
Da gibt es viele – vielleicht Marie Curie, Ruth Bader Ginsburg oder Miriam Makeba? Alles beeindruckende Frauen, die gegen alle Widerstände ihren Weg gegangen sind und Beeindruckendes geleistet haben.
Wann und warum haben Sie zuletzt herzhaft gelacht?
Eigentlich vergeht keine Stunde ohne Lachen, weder zu Hause noch im Büro – gerne auch über mich selbst!
Die Rubrik Karrieresprung erscheint monatlich im JUVE Rechtsmarkt.